Joseph Milbiller (GND 119162199)
Daten | |
Nachname | Milbiller |
Vorname | Joseph |
GND | 119162199 ( DNB ) |
Wirkungsgebiet | Wissenschaft |
Joseph Milbiller in der BSB |
MILBILLER (Joseph) Professor der Geschichte zu Landshut. Da nach Milbillers Tod gar keine Denkschrift auf diesen verdienstvollen Baierischen Gelehrten erschien, lieferte ich von ihm Nachrichten in der Zeitschrift für Baiern und die angränzenden Länder, München 1816. B. III. S. 105--112. Die hier folgenden biographischen Notitzen bis gegen das Ende, sind ein Auszug aus Milbillers eigenhändiger, mir im J 1808 mitgetheilter Selbstbiographie. Er wurde am 5. Oktober 1753 zu München gebohren, studirte daselbst und zu Ingolstadt, trat im Jahre 1778 in den Weltpriesterstand, und mußte im Jahre 1785 nach damahligen Systemen und Ansichten, unter Eröffnung: Wegen Verdacht, daß er mit auswärtigen Journalisten und Buchhändlern in Correspondenz stehe, seine Vaterstadt verlassen. Er machte nun eine literarische Reise durch die obere Pfalz, Franken, Schwaben, Sachsen und ins Magdeburgische, besuchte die Universitäten Altdorf, Erlangen, Leipzig, Jena, und hielt sich über ein halbes Jahr lang zu Halle auf, wo er unter der freundschaftlichen Anleitung des berühmten Geschichtforschers und Professors Joh. Salomo Semler sich vorzüglich dem Studium der Geschichte widmete. Im Jahre 1786 wurde er zum Professor der schönen Wissenschaften und der Geschichte zu Passau ernannt, aber gegen Ende 1794 unter dem nichtigen Vorwande, weil der Fürstbischof mit den Studien eine andere Einrichtung treffen wollte, wieder entlassen. Er wählte hierauf Wien zu seinem Aufenthaltsorte, privatisirte daselbst, benützte die öffentlichen und die besten Privatbibliotheken, und setzte das Studium der Geschichte mit Eifer fort. Im Jahre 1799 erhielt er auf die ehrenvollste Art den Ruf als Professor in sein Vaterland Baiern zurück, und im November desselben Jahres, nachdem er das Doktorat der Philosophie und Theologie erhalten hatte, eröffnete er an der Baierischen Landesuniversität seine Vorlesungen über Geschichte. Im Jahre 1802 wurde ihm das Ephorat des Georgianischen Collegiums übertragen, welches aber 1804 durch Verwandlung desselben in ein Clerikal-Seminar wieder aufhörte. Im Jahre 1808 wurde er correspondirendes Mitglied historischer Klasse der Königl. Akademie der Wissenschaften. Das ihm durch Mehrheit der Stimmen einmal zugedachte Rektorat der Universität lehnte er von sich ab. Er erwarb sich als Geschichtforscher und Geschichtschreiber in ganz Teutschland große Celebrität, und lehrte an der Ludwig-Maximilians-Universität Landshut, unter deren vorzügliche Zierden er gehörte, als öffentl. ordentl. Professor an der ersten Klasse der allgemeinen Wissenschaften: Geschichte der Teutschen und der Europäischen Staaten, dann Geographie und Statistik. Er starb am 28. Mai 1816. Sein Bildniß von Laurens in Berlin, nach dem Originalgemälde von Kellhofen in München, gestochen, ist als Titelkupfer dem 80sten Band der Neuen allgemeinen teutschen Bibliothek vorgesetzt. Das ganz genaue Verzeichniß seiner Schriften ist:
- 1.* Nachrichten von Klostersachen. 8. 1777. Eine Satyre auf die schlechten Prediger und Asceten.
- 2.* Schlittenfahrt im Lande der Hinkenden. München. 8. 1777.
- 3. Lesebuch für die Jugend von reiferem Alter. 8. eb. 1778. Enthält Auszüge aus Weisse Kinderfreund und andern pädagogischen Schriften.
- 4. Der Zuschauer in Baiern, eine Monathsschrift. IV. Jahrgange. München. 8. 1779--1782. In Gesellschaft von Karl Förg, Sebastian Rittershausen, und Ignatz Schmid herausgegeben.
- 5. Ode auf die Ankunft Sr. Heiligkeit Pabstes Pius VI. in München. 8. 1782.
- 6. Die Münchner politische und gelehrte Zeitung vom J. 1783 bis 1785. Gemeinschaftlich mit Ignatz Schmid.
- 7. Des Abts von Mably Unterredungen über die Verbindlichkeit des geselligen Menschen; ein Sittengemälde unserer Zeit; aus dem Französ. übersetzt, mit Anmerkungen. 8. Weissenfels 1785. [1]
- 8. Der katholische Volkslehrer, eine periodische Schrift für das unstudirte Publikum. IV. Stücke. Nürnberg bey Grattenauer. 8. 1785. [2]
- 9. Sincerus, der Reformator. 8. Frankf. und Leipz. (Zürich) 1787. Das ganze 9. und 10. Capitel, so wie hier und da einige kleinere Stellen, wurden ohne Vorwissen des Verfassers durch eine fremde Hand eingeschoben.
- 10.* Pragmatische Geschichte des Hildebrandismus, aus ächten und zuverläßigen Quellen gezogen, und zur Beleuchtung aller finstern Gegenden in unserm teutschen Vaterlande aufgestellt von einem katholischen Geistlichen. Erster Theil. 380 S. 2ter Theil. 366 S. Leipz. bey Weygand. 8. 1787. [3]
- 11. Skizze einer systematischen Geschichte des teutschen Reichs. 8. eb. 1787. 176 S. [4]
- 12. Johann Caspar Risbeks Geschichte der Teutschen, fortgesetzt. 2ter Band, von Friedrich dem Rothbart bis zu Albrecht II. Zürich bey Orell und Geßner. 8. 1788. 3ter Band, von Albrecht II. bis zu Ferdinand I. 1789. 4ter Band. 1790. [5]
- 13.* Historische und staatsrechtliche Gründe gegen die übertriebenen Behauptungen derjenigen, welche die im J. 1783 erfolgte Abreissung der Passauischen Diöces von Oesterreich vertheidigen wollen. 8. 1790. 40 S. [6]
- 14.* Kurze Bemerkungen eines unpartheyischen Ausländers über die im J. 1783 erfolgte Trennung der uralten Passauischen Diöcese von den österreichischen. Ländern. 8. 1790. 55 S. Dagegen erschien: Kurze Abfertigung der kurzen Bemerkungen von A. P. J. v. L. 1790. 35 S. [7]
- 15.* Die Fürsten haben kein Majestätsrecht, auf Kosten anderer Bistümer eigene Landesbischöfe aufzustellen. 8. 1790. 88 S. [8]
- 16.* Unpartheyische Beantwortung der Fragen: ob das Hochstift Passau durch die sogenante Convention vom 4. Jul. 1784 seine Diöces an das Erzhaus Oesterreich wirklich abgetreten habe? 8. 1790. 40 S. [9]
- 17.* Legenden aus der Geschichte des Mittelalters und der neuern Zeiten. 2 Bändchen. Leipz. 8. 1796.
- 18.* Allgemeine Geschichte der berühmtesten Königreiche und Freistaaten in und ausserhalb Europa. Erste Abtheilung. England. Erstes Bändchen. 12. Leipz. 1797. Zweytes Bändchen. 1797. 3tes Bändchen. 1798. Zweyte Abtheilung. Die vereinigten Nordamerikanischen Provinzen. Erstes Bändchen. 1798. 2tes Bändchen. 1799. Dritte Abtheilung. Geschichte der Schweitz. Erstes Bändchen. 1800. 2tes Bändchen. 1804.
- 19. Geschichte der christlichen Religion und Kirche. Erster Band. 8. Zürich bey Orell und Geßner 1792. 1 Alph. und 4 Bog. 2ter Band. eb. 1793. 1 Alph. und 11 Bog. [10]
- 20. Geschichte Teutschlands im achtzehnten Jahrhundert, ein Nachtrag zu Risbeks Geschichte der Teutschen. Erster Theil. eb. 8. 1795. 339 S. 2ter Theil. 481 S. [11]
- 21. Michael Ignatz Schmids Geschichte der Teutschen, aus dessen Papieren bearbeitet und fortgesetzt von J. Milbiller. 12ter Theil. K. Leopold von 1658 bis 1686. Auch unter dem Titel: Neuere Geschichte der Teutschen. 7ter Band. Wien 1797. Ulm bey Stettin 1797. 8ter bis 12ter Theil. 1800--1802. 13ter, 14ter, 15ter und 16ter Theil. Ulm 1800--1802. 17ter Theil, oder neuere Geschichte 12ter Theil. 1803. 18ter Theil, oder neuere Geschichte 13ter Theil. Kaiser Karl VII. vom J. 1740 bis 1745. 19ter Theil, oder der neuern Geschichte 14ter Theil. Kaiser Franz I. vom J. 1745 bis 1765. Ulm 1805. 20ter Theil, oder der neuern Geschichte 15ter Theil. K. Joseph II. und Leopold II. vom J. 1765 bis 1792. eb. 1806. 21ter Theil, oder der neuern Geschichte 16ter Theil. Kaiser Franz II. vom J. 1792 bis 1806. eb. 1807. Der 16te Theil der neuern Geschichte auch unter dem Titel: Geschichte des teutschen Reichs unter K. Franz II. bis zur gänzlichen Auflösung des Reichs. eb. 1807. 22ter Theil, oder der neuern Geschichte 17ter und letzter Theil. Teutschlands Zustand vom J. 1740 bis 1806. eb. 1808. Das darauf folgende Register über das ganze Werk ist von M. Dietrich Diakon zu Langenau bey Ulm. [12]
- 22. Ideal einer Geschichte der teutschen Nation in philosophischer Hinsicht; eine akademische Antrittsrede. 8. Ingolstadt bey Krüll 1800. 56 S. [13]
- 23. Grundriß akademischer Vorlesungen über die Geschichte der teutschen Nation, mit vorzüglicher Rücksicht auf den Gang ihrer Kultur und die Entwicklung ihrer Staatsverfassung. 8. München bey Lindauer 1803. 323 S. [14]
- 24. Kurzgefaßte Geschichte der Teutschen, zum Gebrauche beym Unterrichte in Gymnasien. eb. 8. 1804. 267 S. [15]
- 25. Kurzgefaßte Geschichte von Baiern. 8. eb. 1806. 197 S. 2te umgearb. und verm. Auflage. eb. 1809. 256 S. 3te Auflage. eb. 1822. [16]
- 26. Handbuch der Statistik der Europäischen Staaten. Erste Abtheilung. 412 S. 2te Abtheilung. 328 S. Landshut bey Krüll. 8. 1811. [17]
- 27. Ein literar-historisches Fragment unter dem Titel: Baierische Literatur; in den Baierischen Beyträgen zur schönen und nützlichen Literatur (München 1779.) B. I. Heft 1. und 3.
- 28. Aufklärungsgeschichte von Baiern; in den Annalen der Baierischen Litteratur (Nürnberg 1781--1783.) B. I.
- 29. Baierische Literargeschichte, von den ältesten Zeiten bis zur Errichtung der Akademie der Wissenschaften in München, nebst einem Nachtrage zur Aufklärungsgeschichte Baierns unter Maximilian Joseph; eb. B. 2.
- 30. Leben des Viguleus von Hund; eb. B. 3.
- 31. Rezensionen; eb.
- 32. Aufsätze in der Bibliothek für Denker und Männer von Geschmack.
- 33. Aufsätze in Hassencamps und Wachlers theologischen Annalen.
- 34. Zusatz zu der Nachricht von der, über ihn und Andere ergangenen Verfolgung; in dem teutschen Zuschauer 1785. B. II. Heft 5. S. 177--181.
- 35. Auch ein Paar Worte an die Zeitungsschreiber von München und Salzburg; des Ignatz Schmids Ehrenrettung gegen eine Verläumdung der Münchner Zeitung, Halle 1785 beygedruckt.
- 36. Historische Beleuchtung der gegenwärtigen Negotiationen des Hochstiftes Passau mit dem Erzherzogthum Oesterreich, wegen der im J. 1783 vorgenohmenen Trennung der Passauischen Diöcese; in Winkopps Magazin für die Geschichte und Statistik der teutschen geistlichen Staaten 1791. B. 2.
- 37. Literarhistorische Aufsätze; in dem allgem. literar. Anzeiger Leipz. 1796--1799.
- 38. Einige Beyträge zu andern Schriften.
- 39. Rezensionen historischer und statistischer Schriften in der Neuen allgem. teutschen Bibliothek, in der Oberteutschen allg. Litteratur-Zeitung, und seit 1805 in der allg. Literatur-Zeitung von Halle.
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Fußnoten
- ↑ s. Jen. Lit. Z. 1788. II. S. 12.
- ↑ s. Jen. Lit. Z. 1785. IV. S. 324. Allg. t. Bibl. B. 84. II. S. 602. Neue Lit. des kath. Teutschl. B. 1. St. 4. S. 577. Nürnb. gel. Z. 1785. S. 433.
- ↑ s. Schotts Bibl. der neust. jurist. Lit. 1787. II. S. 299. und 350. Jen. Lit. Z. 1788. IV. S. 724. Obert. Lit. Z. 1788. II. S. 665 und 673. Auserl. Lit. des kathol. Teutschl. B. 2. St. 2. S. 257. Allg. t. Bibl. Anh. z. B. 53--86. IV. S. 2092.
- ↑ s. Leipz. gel. Z. 1787. II. S. 659. Nürnb. gel. Z. 1787. S. 325. Jen. Lit. Z. 1788.
- ↑ s. Obert. Lit. Z. 1788. II. S. 1105. 1789. II. S. 74. und 1790. I. S. 1137. Nürnb. gel. Z. 1789. S. 451. Jen. Lit. Z. 1790. III. S. 508. Allg. t. Bibl. B. 99. I. S. 195.
- ↑ s. Obert. Lit. Z. 1790. II. S. 155. Jen. Lit. Z. 1791. I. S. 222.
- ↑ s. Jen. Lit. Z. 1790. IV. S. 127. und 1791. I. S. 223. Obert. Lit. Z. 1790. I. S. 986.
- ↑ s. Obert. Lit. Z. 1790. II. S. 155. Jen. Lit. Z. 1791. I. S. 223.
- ↑ s. Jen. Lit. Z. 1791. I. S. 223.
- ↑ s. Jen. Lit. Z. 1796. II. S. 106. Neue allg. t. Bibl. B. 16. II. S. 414. Obert. Lit. Z. 1793. I. S. 609. und II. S. 217. Gotth. gel. Z. 1794. I. S. 148. Rintel. Annalen 1795. III. S. 449.
- ↑ s. Würzb. gel. Z. 1796. S. 414. Neue allg. t. Bibl. B. 20. I. S. 142. Obert. Lit. Z. 1795. II. S. 921. Neust. krit. Nachr. Greifswald 1796. S. 268. Nürnb. gel. Z. 1795. S. 234. Leipz. gel. Z. 1796. I. S. 414.
- ↑ s. Obert. Lit. Z. 1798. I. S. 148. 1800. I. S. 990. und 1804. I. S. 1225. Neue allg. t. Bibl. B. 41. und 57. Journal gen. de la lit. etrangere an 9. St. 9. S. 399. Leipz. Jahrb. der neust. Lit. 1800. II. S. 601. Jen. Lit. Z. 1800 bis 1808. Erlang. Lit. Z. 1800.
- ↑ s. Gött. gel. Z. 1800. I. S. 694. Neue allg. t. Bibl. B. 57. II. S. 452. Obert. Lit. Z. 1800. I. S. 990. Nürnb. gel. Z. 1800. S. 661.
- ↑ s. Obert. Lit. Z. 1803. I. S. 189. Hall. Lit. Z. 1804. II. S. 142. Neue allg. t. Bibl. B. 92. I. S. 131.
- ↑ s. Obert. Lit. Z. 1805. II. S. 1009. Hall. Lit. Z. 1806. IV. S. 337. Jen. Lit. Z. 1807. I. S. 190.
- ↑ s. Obert. Lit. Z. 1805. II. S. 1013. Hall. Lit. Z. 1806. IV. S. 340. Jen. Lit. Z. 1812. I. S. 423.
- ↑ s. Hall. Lit. Z. 1813. I. S. 673. Leipz. Lit. Z. 1813. II. S. 2289.