Joseph Eucharius Obermayer (GND 11708137X)

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Daten
Nachname Obermayer
Vorname Joseph Eucharius
GND 11708137X
( DNB )
Wirkungsgebiet Wissenschaft


Joseph Eucharius Obermayer in der BSB

Freyherr von OBERMAYER (Joseph Eucharius) Kurfürstl. geheimer Rath zu Amberg in der obern Pfalz. Er wurde am 26. April 1724 in dem Baierischen Städtchen Wembding gebohren, studirte die niedern Klassen und die Philosophie zu München, dann die Rechte zu Würzburg und Ingolstadt, wo er die Lizentiatenwürde erhielt. Er gieng hierauf nach München, um daselbst als Hofgerichtsadvokat seine Kräfte zu versuchen, und zeichnete sich durch Geschicklichkeit und Scharfsinn in kurzer Zeit dergestalt aus, daß er nicht nur im J. 1748 zum wirkl. Hofkammerrath und Fiskal ernannt, sondern schon überhaupt in schweren Angelegenheiten zu Rath gezogen wurde. Im Jahre 1751 wurde er zum Kurfürstl. Revisionsrath befördert, 1752 auch zu der damahls errichteten Forstkommission gezogen, 1754 vom Herzog Klement zur Besitznahme seiner Herrschaften, und Berichtigung der damit verbundenen Geschäfte, mit der ausgedehntesten Vollmacht nach Böhmen, dann 1756 von der Herzogin Maria Anna in ihren Angelegenheiten nach Mannheim, und im J. 1759 wieder mit ähnlichen Aufträgen vom Herzog Klement nach Prag gesendet. Im Jahre 1773 wurde er zur Ausgleichung der mit Neuburg und Sulzbach entstandenen Gränzirrungen verwendet. Er bewies bey jedem Vorfall, und jedem ihm übertragenen Geschäfte seine Treue, Klugheit, und erfahrne Einsicht, und vermehrte immer seine bereits dem Hof und Staat geleistete Dienste mit neuen. Kurfürst Maximilian III. so wie sämmtliche Durchlaucht. Herrschaften des Baierischen Hauses schenkten ihm das Ehrenvollste Zutrauen, und die ersten Männer im Lande, deren Beyfall für einen Mann von Ehre den entzückendsten Werth hat, zeichneten ihn allenthalben mit gröster Achtung aus. Im J. 1764 wurde er als Revisionsraths Senior mit dem Range unmittelbar nach den Hofraths und Regierungs Kanzlern beehret, 1767 zum Kurfürstl. geheimen Rath, und 1770 zum Fiscalatsdirektor mit dem Auftrage ernannt, über besonders wichtige Gegenstände den Vortrag in der geheimen Kameralconferenz zu machen. Kaiser Joseph II. erhob ihn 1760 in den Reichsadelstand, und Kurfürst Maximilian III. 1772 in den Freyherrnstand. Nach dem Tode des erwähnten Kurfürsten, sagt Herr von Westenrieder, stellte sich Freyherr von Obermayer an die Spitze derjenigen, die sich ganz unaufgerufen hervorthaten, ihr Vaterland Baiern gegen Ansprüche zu vertheidigen, welche, da die Hauptsache so unläugbar auf klaren und befestigten Hauptgrundgesetzen beruhete, wahrscheinlich ohne größerer Weitläufigkeit hätten zurückgewiesen werden können, wenn vor allen Dingen Männer, wie Er war, zu Rath gezogen worden wären. Obermayer nahm sich dessen ungeachtet der vaterländischen Sache an, wurde aber darüber (so wie Lori nach Neuburg) nach Amberg in die obere Pfalz verwiesen. -- Alle grossen Geschäftsmänner hörten auch in ihrer Einsamkeit nie auf, groß und thätig zu seyn, und so verlegte sich nun Obermayer, der stets, auch bey seinen Aktenarbeiten, im Gebiet der Wissenschaften mit dem Geist der Zeiten fortrückte, zu Amberg ausschlüßig auf die Wissenschaften, besonders auf Philosophie, Naturgeschichte, und vaterländische Historie. Seine Bibliothek enthielt über 5000 Bände, seine Naturaliensammlung füllte über hundert Kisten, seine Gemäldesammlung hielt über 2000, und die Kupferstichsammlung über 8000 Stücke. Doch bestand der Vorzug dieser Sammlungen nicht in ihrer Menge, sondern in ihrer Güte, und Auswahl des Vorzüglichsten. Er besaß nicht bloß, sondern studirte seine Sammlungen, und schrieb die interessantesten Bemerkungen darüber nieder, deren Resultate er auch zum Druck befördert haben würde, wenn ihn nicht sein unvermutheter Tod daran, und an der Ausführung noch mancher anderer literarischen Entwürfe, gehindert hätte. Die Baierische Akademie der Wissenschaften ernannte ihn im J. 1784 zum Ehrenmitglied. Er starb am 5. Julius 1789 an einer schnellen Lungenentzündung. In der Stadtpfarrkirche zu Amberg hat sein Grabstein folgende Aufschrift: P. M. Josephi Eucharii lib. Bar. de Obermayer, viri suismet meritis, quam progenie fortuite illustrioris, quem Wembdingae in Bavaria an. 1724 natum, Electoribus Max. III. et Car. Theod. a consiliis intimis, et fiscalium Directorem, saniori Philosophiae, nudae Veritati, in corruptae Fidei, et praeprimis carae Patriae constanter addictum, Scientiarum omnium, maxime politicae civilis peritissimum, elegantissimum artium graphicarum cultorem, atque operum artificiosorum, rariorum naturalium conquisitorem solertissimum, morte heu! intempestiva V. Jul. a. 1789 Bavariae raptum, lugent artes, et celebrabit Historia patria Monumento quovis perenniores. -- Seine Gemahlin war Maria Anna Tochter des Truchseß Thurnhuber Kurfürstl. Forstmeisters zu Mindelheim und nachmaligen Stallmeisters bey Herzog Klement, mit welcher er eilf Kinder erzeugte, von denen bey seinem Hintritt noch drey am Leben waren. Jos. Ign. Scheufele prägte im Jahre 1773 auf Obermayer eine Medaille mit dessen gut getroffenen Bildniß. Im Druck ist von ihm erschienen:

1. Historische Nachricht von Bayerischen Münzen, oder muthmaßliche Erklärung derer zu Reichenhall ausgegrabenen, und in dem XI. u. XII. Jahrhundert geschlagenen Münzen. Mit zwey Anhängen, deren der erste von 17 dergleichen ohnweit dem Kloster Reichenbach, der andere aber von einigen zu Offenhausen im Nürnbergischen 1760 gefundenen Münzen handelt; nebst einer weitern Anzeige von dem Baierischen Münzwesen unter den Herzogen vom Hause Wittelsbach bis an das Ende des XIII. Jahrhunderts versehen. 4. Frankf. u. Leipz. (Regensburg b. Montag). 1763. Mit 10 Kupfertafeln.
2. Er soll auch der Verfaßer der unter Acttenkofers Nahmen bekannten Kurzgefaßten Geschichte der Herzoge von Baiern seyn.
3. Er war auch Concipient der Pfalzbaierischen Hausverträge von den Jahren 1766. 1771 u. 1774.

Vergl. Mederer Annales Insolstad. acad. B. III. S. 228. Westenrieder’s Beyträge zur vaterländ. Historie B. VI. S. 411--418. Meusel’s Lexikon verst. Schriftsteller B. X. S. 148. Rotermund’s Lexikon B. V. S. 892.


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