Johann Friedrich Freyherr von Troltsch (GND 104043822)

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Daten
Nachname Freyherr von Troltsch
Vorname Johann Friedrich
GND 104043822
( DNB )
Wirkungsgebiet Wissenschaft


Johann Friedrich Freyherr von Troltsch in der BSB

Freyherr von TROLTSCH (Johann Friedrich) Rathskonsulent zu Augsburg. Er wurde zu Nördlingen, wo sein Vater Reichsstädtischer Stadtamtmann, war, am 8. März 1728 gebohren. Den Elementar-Unterricht erhielt er von seinem Vater selbst, besuchte dann das Gymnasium, und kam, ausgerüstet mit festen moralischen Grundsätzen und sehr guten Vorkenntnissen, im J. 1746 an die Universität Erlangen, um die Rechte zu studieren. Er wollte nicht alle Wissenschaften erlernen und treiben, um es in seiner weit zu bringen, und um nur zu Schimmern; sondern er strebte mit grossem Eifer darnach, das Studium, das er, um seinem Lande künftig praktisch brauchden zu seyn, ergriffen hatte, gründlich nach allen Theilen inne zu haben. Die praktische Philosophie ward ihm ein Hauptstudium, da er sie für die Basis der Rechtswissenschaft hielt. Im Jahre 1747 begab er sich nach Göttingen, wo er sich vierthalb Jahre lang unter Gebauer, Köhler, Schmauß, Ayrer und Mosheim die Kenntniß der noch übrigen, ihm fehlenden, Theile der Rechtsgelehrtheit und ihrer Hilfswissenschaften erwarb, und sich zum Publicisten bildete. Er besuchte alle juridische Vorlesungen, studirte die Theorie seines Faches, lernte die neuern Schriften desselben kennen, widmete sich aber zugleich der Anwendung, da er der Ueberzeugung folgte, daß ein Staatsmann hauptsächlich in den Geschäften und in der Praxis selbst seine Bestimmung erreiche, und er scheuete daher keine Mühe, trockene Akten und Prozesse zu bearbeiten, in Kanzleyen und Registraturen zu arbeiten, und Archive zu untersuchen. Im J. 1752 nahm er einen Ruf als sogenannter Witthumsrath der verwittibten Fürstin Sophie Louise nach Oettingen an, und da diese Fürstin 1758 starb, wurde er in Oettingen wirklicher fürstlicher Hof- und Regierungsrath, und zugleich in Aufkirch Oberamtmann. Im J. 1765 wurde er, für sich und seine zwey Brüder vom Kaiser in den Adelstand erhoben. In demselben Jahre hatte er sich mit Anna Sophia Christiana,Tochter des Königl. Dänischen Kanzleyrathes von Monk verehelicht. Im Jahre 1767 folgte er dem Rufe als Rathskonsulent nach Augsburg, welcher damahligen Reichsstadt er, ungeachtet seiner immer sehr schwachen Gesundheit, und öfterer Anfälle von gefährlichen Krankheiten, sehr wichtige Dienste leistete. Im J. 1777 war er Reichs und Kreisdeputirter, wurde dann Deputirter zum Münzwesen, zum engern Ausschuß der Burgauischen Insassen, zum Scholarchat, zum Landquartierwesen, und zur Reichsstädtischen Finanz und Oekonomieverbesserung. Im J. 1781 wurde er Patricier in Augsburg, und 1790 in den Freyherrnstand erhoben. In den Jahren 1790 und 1793 war er in München Assessor der, nach dem Ableben der Kaiser Joseph II. und Leopold II. eingetretenen Pfalzbaierischen Reichsvikariats Hofgerichte. Er starb zu Augsburg am 2. Septemb. 1793. Seine Schriften:

1. De enunciationibus identicis Commentatio brevis. 4. Erlangae. 1746.
2. Diss. Analecta juris ad singularia statutorum Nordlingensium. 4. Götting. 1749.
3. Commentatio, qua nuptias Theologi ad regulas honesti examinatas Mentzelio, Past. eccl. Altorf. cum virgini Beckia 1750 inita connubalia vota gratulaturus exhibet. 4. Oetting. 1751.
4. Joh. Friedr. Tröltsch, hinterlassenen Wittumsrathes, Betrachtungen, womit er das Preiswürdigste Andenken der weyl. Durchlauchtigsten Fürstin und Frauen Sophie Louise, verwittibten Fürstin zu Oettingen, gebohrne Landgräfin zu Hessendarmstadt, welche den 2. Jun. 1758 Dero Ruhmvolles Leben in dem 88ten Jahr höchstselig beschlossen hat, verehret hat. Fol. Nördlingen. 1758.
5. Oesterreich, als das Schild und das Herz des Oettingischen Hauses; Auf die Vermählung der Oetting-Spielbergischen ältesten Prinzeßin mit dem Hrn. Grafen von Kaunitz betrachtet. 4. Oettingen. 1761.

s. Helmst. gel. Wochenblatt. 1761. S. 88.

6. Betrachtungen über den fruchtbaren Einfluß der Bemühungen der teutschen Gesellschaften in das teutsche Staatsrecht. 4. Altdorf. 1761.
7.* Verzeichnis gedrukter Oettingischer Urkunden nach der Zeitordnung zusammengetragen; als ein Anhang zu Michel’s Oettingischen Bibliothek. 8. Oetting. 1762. 56 S.
8. Unpartheyische Gedanken über die Anmerkungen des feutschen Hippolytus a lapide. Cölln. (Ulm). 8. 1762.
9. Fortgesetzte unpartheyische Gedanken über die Anmerkungen des teutschen Hippolytus. eb. 1763.
10. Pro Notitia den zwischen Oettingen Wallerstein und dem Kloster Neresheim getroffenen Vergleich betreffend. Fol. Oetting. 1763. Eine neue Auflage erschien daselbst noch im nämlichen Jahre, mit Anhang dessen, was in dieser Sache bis dahin beym Reichshofrath vorgegangen war, und ist auch abgedruckt in den Selectis zur. publ. B. 47. S. 50.
11. Ferner weitere Pro Notitia u. s. w. eb. 1765. Stehet auch in der Neuen Staatskanzley B. 16. S. 169.
12. Promemoria in Vergleichsachen des Reichs Gräflichen Hauses Oetting-Wallerstein, dann der Abtey des Convents zu Neresheim. Fol eb. 1765.
13. Promemoria in allergnädigst confirmirten Vergleichssachen des gräflichen Hauses Oetting Wallerstein und der Abtey Neresheim. Fol. eb. 1766. Steht auch in Cramers Wetzlar. Nebenstunden. Th. 58. S. 75.
14. Standhafte Gründe gegen die vom Hrn. Abt des Oetting. Schutzverwandten Benedikt. Klosters Neresheim vermeyntlich suchende Admission zur Kreisstandschaft. Fol. eb. 1766. Steht auch in der Sammlung der neuesten teutschen Staatsangeleg. B. 1. S. 116.
15.* Aktenmäßige Facti species des, von des Ritterl. Teutschen Ordens Landcommenthuren der Balley Franken Freyherrn von Lehrbach wider des Hrn. Fürsten zu Oettingen Durchl. in die Oettingischen Lände unternohmene landfriedensbrüchigen Invasion, und andern Thätlichkeiten; mit 13 Beylagen. eb. 1765. Steht auch in der Neuen Staatskanzley. St. 20. S. 274.
16. Denkmahl kindlicher Dankbarkeit und Liebe bey dem Grabe des besten Vaters Hrn. Walfr. Daniel Tröltsch, Stadtammans in des heil. R. R. freyen Stadt Nördlingen, aufgerichtet von dessen gerührtesten Söhnen Joh. Friedr. von Tröltsch. Joh. Christian, und Walfred Daniel von Tröltsch. Fol. eb. 1765.
17. Oettingisches Gegen-Promemoria wider das Teutschordische Promemoria ad comitia imperii. Fol. eb. 1766.
18.* Augsburgische Prozeßordnung. 4. 1770.
19. Anmerkungen über die pragmatische Geschichte der Reichsstadt Augsburgischen Reichsvogtey; zum Gebrauch in vorkommenden Rechtshändeln. 4. Augsb. 1772.
20. Anmerkungen und Abhandlungen über verschiedene Theile der Rechtsgelahrtheit. Erster Theil. Nördlingen. 8. 1775. 2ter Theil. ebend. 1777.
21. Vorlegung der Gründe, aus welchen die Hrn. Gebrüdere Wilhelm und Wenzel Grafen zu Leiningen-Dagsburg in Gumersblum, ihre rechtmäßige Gräflich Leiningsche Abstammung und damit verbundene gräflich Leiningische Familien- und Successionsrechte behaupten. Fol. 1775.
22.* Faber’s neue Europäische Staatskanzley. Vom 31ten bis 55ten. Theil. Ulm. 8. 1777--1783. Diese Theile haben auch den Titel: Fortgesetzte neue Staatskanzley.
23. Pflegordnung der des heil. röm. Reichsstadt Augsburg. 1779.
24. Status causae Leiningen-Dagsburg Guntersblum gegen Leiningen-Hartenburg, bey einem hochpreisl. Reichshofrath anhängig. Fol. 1780.
25.* Gedanken von dem ächten Begriff und Grunde der Unmittelbarkeit um Territorial Gerechtigkeit in vermischten Reichslanden. 8. Frankf. u. Leipz. 1786. 214 S. (eigentl. 1785.)

s. Nürnb. gel. Z. 1758. S. 718. Jen. Lit. Z. 1785. II. S. 514. Tübing. gel. Z. 1786. S. 228. Schotts jurist. Bibl. 1787. II. S. 473.

26.* Ueber anmaßliche Bestreitung der Reichs Vikariats Rechte. 4. München. 1790. 35 S.

s. Jen. Lit. Z. 1791. I. S. 703. Allg. t. Bibl. B. 98. II. S. 515.

27.* Beilage zur Abhandlung über anmaßliche Bestreitung und Beschränkung des Reichs Vikariats Rechte. 4. ebend. 1790. 12 S.

s. Allg. teutsche Bibl. B. 98. II. S. 515.

28. Von dem Rechte der Reichsvikarien bey Bischofswahlen. 4. ebend. 1791. 26 S.

s. Allg. t. Bibl. S. 116. I. S. 80.

29.* Von dem Inbegriff der Reichsvikariats Gerechtsame überhaupt, und insonderheit von Vergebung eröffneter Reichslehen im Zwischenreiche. Abhandlung eines teutschen Bürgers. 4. 1791. 27 S.

s. Jen. Lit. Z. 1792. Int. Bl. S. 868.

30. Vorrede zu. J. C. E. Springers Einleitung in die Kaufmannswissenschaft. (Ulm 1771.)

Vergl. Weidlich’s Biograph. Nachrichten. Th. II. S. 407--411. Nachtr. 1. S. 282. u. Nachtr. 2. S. 237. Ehrendenkmahl auf J. F. von Tröltsch, von Hieron. Andr. Mertens. 4. Augsb. 1793. Hamberger’s gel. Teutschl. 1772. S. 808. Deductions Bibliothek B. I. S. 512. Koppe jurist. Almanach auf das J. 1794. S. 450 --458. Joh. Müller’s Beiträge zur Nördling. Geschlechtshistorie. Th. II. S. 497. Bock’s Sammlung von Bildnissen gel. Männer 1796. Heft 17. Meusel’s Lexikon verst. Schriftst. B. XIV. S. 148--152. Michel’s Oetting. Biblioth. Th. I. II. u. III. Erlang. gel. Zeitung 1794. St. 6. S. 47. Rötger’s Nekrolog. Stück III. S. 224 --228. Hirsching’s Handbuch, fortges. von Ernefti B. XV. Abth. 1. S. 1--5. Schlichtegroll’s Supplementhand des Nekrologs für die Jahre 1790--93. S. 266. Pütter’s Literatur des teutschen Staatsrechts. Th. II. S. 47. Hörner’s Lexikon Schwäb. Schriftsteller. S. 232--235. Ladvocat’s Handwörterbuch B. VIII. S. 844.


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