Andreas Wolf (GND 118838415)

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Daten
Nachname Wolf
Vorname Andreas
GND 118838415
( DNB )
Wirkungsgebiet Kunst


Andreas Wolf in der BSB

Wolf (Andreas), geb. 1652 zu München, wo sein Vater, Jonas Wolf, ein sehr mittelmäßiger Maler war. In seiner Jugend sollte er sich den Wissenschaften widmen; allein statt Aufsätze zu schreiben, flogen Menschen u. Thiere, die er zeichnete, auf das Papier hin. Man verwendete ihn also für die Malerkunst, und sein Vater war hierin sein Lehrer. Aber bald übertraf er seinen Vater in der Kunst, so geschwind entwickelte sich die Selbstbildung seines Talentes. Anfangs nahm er die Schönfeldsche, dann die Karl Lothsche Manier an; aber auf einmal gieng er aus sich selbst hervor, ward selbstständig, verließ jede Nachahmung und arbeitete nach seinem eigenen Style. Diese seine Manier ist sehr lieblich und angenehm, und wird als die schönste bei verschiedenen andern Künstlern, welche der Natur auf die Spur gekommen sind, wahrgenommen. Bewunderungswürdig ist der Reichthum seiner Erfindung. Wenn er ein Altarblatt zu malen hatte, zeichnete er dasselbe zwei bis dreimal, überlegte wohl, beobachtete die Wirkung, und dann fieng er erst zu malen an.[1] Daher kam es, daß bei ihm alles wohl geordnet und der Effekt richtig berechnet war, daher kam es, daß er nur Meisterstücke, Werke der Kunst lieferte. In seinen ältern Jahren bekam er Neigung zur Baukunst. Nach seinen Planen und unter seiner Leitung wurde die Prämonstratenser-Abtei und die Kirche zu Scheftlarn, unweit München, erbaut. Wolf reiste nicht, er bildete sich selbst im Vaterhause und im Vaterlande. Den Hauptgrund seiner Bildung legte er beim churb. Hofbildhauer Ableitner, der in der Anatomie und in der Austheilung unverbesserlich war, und da ihm bald darauf Original-Zeichnungen von Raphael d’Urbino geliehen wurden, so machte er sich aus denselben die Schönheiten des Umrisses und den Styl der Antiken eigen und behielt sie immer vor Augen. Den Wein liebte er nicht, das Bier genoß er mäßig, immer aber war er mit der Kunst beschäftiget, daher er nie eine Schenke besuchte, und selten einen Spaziergang machte. Sein Geld verwendete er für Werke der Kunst und für Bücher. Als er 36 Jahr alt war, nahm er sich die Tochter des Bildhauers Neu von Landshut zur Gattin. Seine mit ihr erzeugten zwei Söhne starben in früher Jugend, zwei Töchter blieben am Leben. Er wurde Wittwer und heurathete nicht wieder. In seinem Umgange war er freundlich und dienstfertig, sprach wenig; viel aber, wenn von der Kunst die Rede war. Alle vornehmen Kunststücke Roms und der Städte Italiens wußte er zu benennen, ungeachtet seine weitesten Reisen Salzburg, Augsburg und Passau gewesen.[2] Diese Kenntnisse verschaffte er sich durch Lektüre, gute Kupferstiche, Gipsabgüsse s. a. Er starb zu München den 9ten April 1716 in seinem 64sten Lebensjahre, und wurde auf dem Leichenacker außer der Stadt begraben. Der Grabstein hatte folgende Inschrift: „In diesen dreien Begräbnissen ruhen in Gott Herr Jonas Wolf, Bürger und Hofmaler allhier, ist im Herrn entschlafen den 28sten August 1680; dessen Hausfrau Maria Helena, geborne Schönin, ist verschieden den 15. Oktober 1691. Dann auch Johann Andre Wolf, in Baiern und Freising Hofmaler etc., dessen Seel Gott befohlen, den 9. April 1716; wie auch dessen liebste Hausfrau Maria Eva Katharina. Requiescant in pace.“[3] In der Königl. Gallerie zu München ist die Vermählung der heil. Jungfrau Maria mit dem heil. Joseph, (ganze Figuren in Lebensgröße auf Leinw.) von ihm gemalt zu sehen. Westenrieder S. 389. Mannlich B. I. S. 470. II. Nro. 322. In Oesterreich sind folgende Altarblätter von ihm merkwürdig: In dem Kloster Köttwein: Maria Himmelfahrt; zu Linz bei den Karmelitern: die heil. Therese; im Kloster St. Florian: das Abendmahl, Christi Abschied von seiner Mutter, und die Füßewaschung; dann im Kloster Kremsmünster: die Verklärung Christi. Zu München: in der Pfarrkirche zu U. L. Fr. die Altarblätter: der heil. Rupert, im obern Aufzuge ein Schutzengel, im untern Jakob der Größere und der heil. Klemens; im ehemaligen lateinischen Kongregationssaale: die Verkündigung Mariä, und im obern Plafond: Mariens Himmelfahrt auf Leinw.; in der Herzogspitalskirche das Choraltarblatt: die heil. Elisabeth; in der Josepsspitalkirche das Choraltarblatt: der sterbende Joseph, wofür ihm 1000 fl. bezahlt wurden; dann in der heil. Geistkirche das Seitenaltarblatt: die unbefleckte Empfängniß, gemalt von ihm 1712. In der Kirche der ehemaligen Benediktinernonnen am Lilienberge in der Vorstadt Au drei Altarblätter: die unbefleckte Empfängniß, der heil. Benedikt und die heil. Scholastika. Zu Berg am Laim in der Michaelskirche Josephsburg, nächst München, das Choraltarblatt: der Erzengel Michael; die Hölle mit ihren Satanen hat Oefele dazu gemalt. Rittershausen. S. 59. 63. 82. 105. 110. 130. 147. 151. u. 156. In der Kirche der ehemaligen Abtei Waldsassen, im Nabkreise, ist ein großes Altarblatt: der heil. Bernard, von ihm. Zu Landshut in der Martinspfarrkirche die Altarblätter: Christi Geburt, Johann Evangelist, und die Familie Christi; in der dortigen Pfarrkirche St. Jodock das Altarblatt: das letzte Abendmahl. Zu Straubing in der ehemaligen Jesuitenkirche das Altarblatt: Ignatz Lojola 1686, und in der Karmeliterkirche: der heil. Joseph und die heil. Theresia. zu Augsburg in der Salvatorsehemals Jesuitenkirche: der heil. Xaver. Zu Freising in der Domkirche: der heil. Andreas, eins der schönsten Altarblätter dieses Künstlers, und die heil. Katharina; in der dortigen Kirche zum heil. Andreas: die Dreieinigkeit Gottes. Zu Innsbruck in der ehemaligen Jesuiten- nunmehr Dreifaltigkeitskirche das Altarblatt: Judas Thadeus. zu Passau in der Domkirche: die Geburt Christi. Zu Regensburg in der Domkirche: der heil. Joseph; in der dortigen Jesuiten-, jetzt Paulkirche drei Altarblätter: Ignatz, Xaver und Franz Borgias; in der Augustinerkirche: 1) Augustin, 2) Monika, 3) Johann Faunudus, und 4) Johann v. Nepomuck, und in der Karmeliterkirche: Maria vom Berge Carmel. Zu Vilsbiburg in der Mariahilfskirche: die Heiligen Franz von Assis und Anton von Padua. In der Kirche der ehemaligen Benediktinerabtei Andechs: der sterbende Benedikt und der heilige Graf Rasso. In der Klosterkirche zu Dießen: die heil. Magdalena. In der Kirche der ehemaligen Abtei zu Fürstenfeldbruck: der heil. Sebastian. In der Pfarrkirche zu Erding ist der Kalvariberg und ein Vesperbild von ihm gemalt zu sehen, auch war in der dortigen Kapuzinerkirche der heil. Franz v. Assis von seinem Pinsel. In der ehemaligen Klosterkirche zu Benediktbaiern ist das Choraltarblatt: der heil. Benedikt, und in der nunmehrigen Pfarrkirche der ehemaligen Prämonstratenserabtei Scheftlarn das Altarblatt: der heilige Norbert, von seinem Pinsel. In der Stiftskirche zu Kempten das Altarblatt: der heil. Schutzengel, wofür ihm 500 fl. bezahlt wurden. Zu Buxheim in dem Speisesaale der dortigen Karthause: das Abendmahl des Herrn, und in der Abtei Schussenried befinden sich drei Altarblätter von ihm, wofür er 800 fl. erhielt. Zu Freiburg im Breisgau sind in der Jesuitenkirche folgende Blätter von ihm, das Choraltarblatt: die unbefleckte Empfängniß nebst Adam und Eva, dann drei Seitenaltarblätter: der sterbende Joseph, Alois und Stanislaus.[4]

Nachtrag aus: Lipowsky Künstler II

Wolf (Andreas). Dieser berühmte Künstler hat auch mehrere sogenannte heilige Gräber gemalt, wovon das in der Pfarrkirche zu U. L. Frau und zum heil. Peter in München, dann jenes in der Domkirche zu Regensburg hier genannt werden.


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Fußnoten

  1. Das nämliche pflegte auch Leonardo da Vinci. 1444, gest. 1519) zu thun. Er machte, ehe er ein Bild anfieng, die mannigfaltigsten Skizzen, bis er den Moment der Handlung fand, der ihm behagte, und bei dem er dann stehen blieb. Dieses that er auch bei dem berühmten letzten Abendmahle, das er im Speisesaale der Dominikaner Santa Maria delle grazie in Mailand um das Jahr 1497 auf die Mauer neun Ellen lang und achthalb hoch malte, und das nunmehr theils durch die Unbilden der Zeit, theils auch durch die Ungeschicklichkeit der Mönche, welche die Thüre, über der es gemalt worden, vergrößern ließen, sehr verdorben ist. Was dieses schöne Bild ins besondere betrifft, so erzählt Lomazzo (Idea del tempio etc.), daß der Künstler allen Aposteln einen unterscheidenden Charakter zu geben gewußt habe. In den beiden Namensbrüdern Jakob nimmt man ein edles Wesen, im Philipp eine feurige Lebhaftigkeit gewahr, indem er, beide Hände auf die Tafel stützend, zu wissen verlangt, wer der Thäter sey? Judas hat ein Gesicht, welches mit Abscheu und Widerwillen jedermann gegen ihn erfüllt. Der Kopf des Johannes scheint nach der Antike veredelt zu seyn. Petrus und Andreas haben eine Familien-Aehnlichkeit, woran man sie für Brüder erkennt, die Vetter des Jesus haben etwas Nazarenisches im Haarwurfe und im Charakter des Gesichts. Bei diesen mannigfaltigen Abstufungen gelang es nun dem Leonardo da Vinci, auf der Mitte des Bildes die göttliche Christusfigur, wie eine Sonne unter den Sternen, hervorzuheben. Und überhaupt spricht dieses vortreffliche Gemälde den Moment der Handlung deutlich aus, den der Künstler darin gewählt, nämlich wie Jesus sagt, daß einer seiner Tischgenossen ihn verrathen werde. Mit unglaublicher Kunst wußte er bei den Aposteln theils Furcht theils Verlangen auszudrücken, ihre Unschuld darzustellen, sich zu rechtfertigen, den Unwillen, daß einer unter ihnen ein Verräther seyn sollte, die Neugierde, wer dieser Ruchlose wäre, u. s. w. Diese Bemerkung dürfte doch -- und wenn auch nicht hierher gehörig -- für manchen angehenden Künstler Winke enthalten, da das letzte Abendmahl öfters eine Aufgabe für Maler ist, und dieser Gegenstand bereits schon so oft u. von so vielen Malern behandelt worden und noch behandelt werden wird. Von diesem Abendmahle bestehen mehrere Kopien in Oel und Fresko, wie auch in Kupfer. Peter Soutmann, Rubens Schüler, der den Styl dieses göttlichen Werkes in seine flammändische Manier übersetzt hat, liefert den ersten Kupferstich hiervon. Unter den neuern zeichnen sich die des Raphael Morghen und Franz Rainaldi vorzüglich aus. Ein geschickter Maler, Ritter Bossi aus Mailand, hat dieses Abendmahl des Herrn sehr getreu kopirt, und in der Gallerie zu Brera im Monate Dezember 1809 aufgestellt, wo es den verdienten Beifall Ihrer Kaiserl. Hoheit der Vizekönigin von Italien, Augusta Amalia, geborner Königl. Hoheit von Baiern, sich erwarb. Die Kopie dieses Abendmahls von Niklas Poussin besitzt die Gallerie zu München.
  2. Der bildende Künstler wird geboren wie der Dichter; er, so wie dieser, mit einer eben so tiefen als regen Phantasie. Indessen wird ausser dieser Haupteigenschaft noch eine in der materiellen Construction des Körpers befindliche Reizbarkeit des äußern Anschauungssinnes erfordert, welche darin besteht, daß jeder räumliche Gegenstand von ihm in allen seinen Theilen bestimmt aufgefaßt und zurückbehalten werde. Diese bloße Lebendigkeit der Einbildungskraft, als Grundbedingung, reicht ihm bei weitem noch nicht aus; denn wenn diese zwar eine Welt von Gestalten erzeugt, so schweben diese doch dem sinnlichen Auge des Dichters bloß zeitlich vorüber, mehr wie Geister, als materielle Wesen, da hingegen vor dem Anschauungssinne des Künstlers diese in festen Formen vollkommen ausgebildet und lange weilend erscheinen müssen. Nicht in der Flucht der Gedanken, sondern beständig und harrend muß dieser vor sich sehen, was sein Geist erzeugte, genau in allen Umrissen, wie in den Erscheinungen auf dessen Oberfläche. etc. Almanach aus Rom. (Leipz. 1810.) S. 95.
  3. Diesen Leichenstein hat der Königl. b. Hofkammerrath und Gallerie-Vizedirektor Dorner der ältere in Gesellschaft des Sekretärs Faßmann vor mehreren Jahren am Leichenacker entdeckt, und die Anzeige wegen dessen besserer Conservirung gemacht; allein er verschwand zum zweitenmal, und wahrscheinlich auf ewig.
  4. Die deutsche Schule verdankt ihre Entstehung und schönste Epoche dem Michael Wohlgemuth, A. Dürer, Lukas Muller (Cranach), den beiden Holbein u. s. w. In der Folge hat sie etwas abgenommen; erhielt aber vorzüglich durch die Talente und Bemühungen eines Christoph Schwarz und Andreas Wolf ihren vorigen Glanz wieder. Die Gemälde deutscher Künstler derselben Zeit zeigen, daß Schwarz und Wolf von ihnen studirt, und hier und da nachgeahmt worden, und daß sich sehr viele Künstler Deutschlands nach ihren Meisterwerken gebildet, und ihren Styl und Manier sich eigen zu machen gesucht haben. S. die Noten bei Ettlinger und Holbein. B. I. S. 67. und 124.