Johann Heinrich Theodor Graf von Morawizky (GND 117136638)

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Daten
Nachname Graf von Morawizky
Vorname Johann Heinrich Theodor
GND 117136638
( DNB )
Wirkungsgebiet Kunst


Johann Heinrich Theodor Graf von Morawizky in der BSB

Graf von MORAWIZKY Topor (Johann Heinrich Theodor) Königl. Staats-Minister zu München. Er gehörte unter meine literarische Correspondenten, und was hier folgt, bis zum Jahre 1810, ist aus seinen eigenhändigen Briefen an mich gezogen. Er wurde zu München am 21. Oktober 1735 gebohren, und sein Vater war Kurfürstl. wirklicher geheimer Rath und Vicestatthalter der obern Pfalz. Er erhielt seine vorbereitende gelehrte Bildung zu Frankfurt am Main, kam dann an das Gymnasium zu Amberg, wo er auch die Philosophie, und hierauf an der Universität zu Ingolstadt vom Jahre 1754 bis 1756 die Jurisprudenz studirte. Nach einer Reise, die ihn mit den vorzüglichsten Städten Teutschlands und Frankreichs, derselben Merkwürdigkeiten, öffentlichen Bibliotheken und Kunstsammlungen, mit vielen Gelehrten und Staatsmännern, bekannt machte, wurde er im Jahr 1758 zu München Kurfürstl. Kämmerer und frequentirender Hofrath, und 1759 St. Georgenordens Ritter. Im eben erwähnten Jahre kam er, auf sein eigenes Ansuchen, als Regierungsrath nach Amberg, aber im Jahre 1765 abermalen als Hofrath nach München, wo er 1766 zum Revisions- oder obersten Justizrath, 1776 zum Hofraths-Vicepräsidenten und wirklichen geheimen Rath, 1778 zum Hofkammer-Präsidenten, und im St. Georgiorden zum Capitular-Commenthur befördert wurde. Im Jahr 1779 wurde er Kurfürstl. Oberlandes-Regierungspräsident, und 1780 bey Einführung des Johanniterordens in Baiern desselben Großkreuzherr und Commenthur zu Biburg an der Abens. Im Jahre 1791 legte er seine Präsidentenstelle nieder, und begab sich nach Biburg, um daselbst, wie er Willens war, für den Rest seines Lebens zu privatisiren. Er verbesserte hier die Landwirthschaft und die Schulen, studirte Literatur-, Kunst- und Staatengeschichte, und lebte sieben Jahre, welche er die glücklichste Epoche seines Lebens nannte, in philosophischer Ruhe, als er 1797 zum Reichsfriedens-Congreß nach Rastadt abgeordnet wurde. Diesem Congresse wohnte er 1798 als bevollmächtigter Minister bey, und wurde am 22. Februar desselben Jahres in die Reichsfriedens-Deputation als Subdelegatus für das Herzogthum Baiern introduzirt. Die Akademie der Wissenschaften zu München hatte ihn bereits im Jahre 1765 zum ordentlichen Mitglied, und 1769 zum Vicepräsidenten, so wie die ökonomische Gesellschaft in Burghausen zu ihrem Präsidenten erwählt. Im Jahre 1799 ward ihm, mit dem Titel und Range eines geheimen Staats- und Conferenz-Ministers, das geistliche Departement übertragen, welches die oberste Leitung und Aufsicht über Kultus, Wissenschaften und Künste, Studien- und Schulanstalten umfaßte. Auch wurde er Statthalter des Großpriorats vom Johanniterorden, und 1802 im St. Georgiorden Capitular-Großcommentur. Im Jahre 1806 wurde er dirigirender Minister des Justiz- und Polizey-Departements, und erhielt bey der im Oktober desselben Jahres vorgegangenen neuen Ministerial-Einrichtung die Leitung des Justizwesens, im nämlichen Jahre den St. Hubertusorden, und 1808 das Großkreuz des Königl. Civilverdienstordens der Baierischen Krone, dann jenes der Französischen Ehrenlegion. Im Jahr 1810 übernahm er, während der Abwesenheit des Königl. dirigirenden geheimen Staats- und Conferenz-Ministers Grafen von Montgelas, dessen Portefeuilles von den 3 Departements der auswärtigen Angelegenheiten, des Innern und der Finanzen, und besorgte diese wichtigen und vielen Geschäfte mit dem angestrengtesten Eifer bis zum Abend vor seinem Tode. Er besaß viele gelehrte Kenntnisse und einen sehr humanen Charakter, war ein genauer Kunstkenner, ein großer Wohlthäter für die Armen, und beschloß sein, an Verdiensten reiches, Leben den 14. August 1810 in einem Alter von fünf und siebenzig Jahren. Sein Porträt wurde von Zimmermann und von Gareis in Kupfer gestochen. Er schrieb:

1. Akademische Rede vom Nutzen der Wissenschaften, in Rücksicht auf die Bildung des Herzens. 4. München 1769.

s. Westenrieders Gesch. der Baier. Akad. d. Wiss. B. I. S. 271.

2. Encyclopedia brevissima. (Eine in Kupfer gestochene Tabelle.) München bey Friz 1770.

s. Münchner gel. Z. 1770. St. 8. S. 68.

3. Die alte Bekanntschaft, ein Original-Nachspiel in einem Aufzuge. 8. München 1773.
4. Die Hausfreunde, ein Lustspiel in drey Aufzügen, geschrieben für das Kurfürstl. teutsche Theater in München. 8. eb. 1774.

s. Kohlbrenners Materialien 1774. St. 3. S. 36.

5.* La Societé des freres de tablettes. 8. à Kamtschatka 1766. Ein literarischer Vorschlag; kam nicht in den Buchhandel.
6. Einige kleine, zu Amberg 1759--1766 gedruckte, und dort ausgetheilte Flugschriften.
7.* Eine Ballade: Der Untersberg im Salzburgischen; in den Baierischen Beyträgen. München 1780.
8.* Ein Scherflein zur Physiognomik; in Archenholz Literatur- und Völkerkunde 1784. St. 3.


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